Das alte Stresemann-Ehrenmal am Fischtorplatz

Foto des Ehrenmals von 1931/ CC Scan: M. Halft

Gustav Stresemann hatte sein Erscheinen zur Einweihung der Gedenkstätte mündlich zugesagt. Er starb jedoch am 3. Oktober 1929 an den Folgen eines Schlaganfalls. Die Mainzer Stresemann-Gedenkstätte wurde schließlich am 5. Juli 1931 eröffnet. Zwar hatte Stresemann keine besondere Beziehung zu Mainz, doch dankten ihm die Bürger der Stadt mit dem Denkmal für die vorzeitige Beendigung der Besatzung des linken Rheinlandes durch Frankreich. Im Versailler Vertrag war 1919 festgelegt worden, dass französische Truppen für 15 Jahre die linksrheinischen Gebiete des Deutschen Reiches besetzen sollten. Der Friedensnobelpreisträger hatte in den Verhandlungen der Haager Konferenz 1929 erreicht, dass das Rheinland sechs Jahre früher geräumt wurde.

Zeichnung der ehemaligen Gedenkstätte. (Diese Abbildung befindet sich an einer Gedenktafel am Fischtorplatz in Mainz. Sie ist öffentlich zugänglich und unterliegt der Panorama-Freiheit.)

1937 rissen die Nationalsozialisten die Gedenkstätte ab. Sie sahen in Stresemann einen Repräsentanten der Weimarer „Erfüllungspolitik“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gedenkstätte nicht erneut am Fischtorplatz errichtet. Der Chemie-Industrielle Wilhelm Kalle (1870 -1954) hatte angeregt, stattdessen im Neuen Zeughaus am Rhein (zugleich seit 1960 Sitz der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz) eine Gedenkstätte zu errichten. Kalle war in der Weimarer Republik Reichstagsabgeordneter der DVP, die von Stresemann gegründet worden war. Weitere Informationen zum alten und neuen Stresemann-Ehrenmal wurden vom ehemaligen Präsidenten der Stresemann-Gesellschaft Professor Dr. Heinz Duchhardt in einem Aufsatz zusammengefasst.

Heute befindet sich das „Mahnmal der Deutschen Einheit“ am Fischtorplatz, das am 16. Juni 1961 an der Stelle des ehemaligen Stresemann-Ehrenmals eingeweiht wurde. Im Juni 1995 wurde von der Stadt Mainz und der Stresemann-Gesellschaft am Fischtor eine Stele installiert, die an das frühere Ehrenmal erinnert.

Literatur: Duchhardt, Heinz: Vom alten zum neuen Stresemann-Ehrenmal. In: Die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, hrsg. von der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Mainz 2009, S. 12-17.