Was uns bewegt

Die Aktivitäten unserer überparteilichen Gesellschaft und ihrer Repräsentantinnen und Repräsentanten sind selbst schon ein Stück Zeitgeschichte. Sie dokumentieren gesellschaftliche Strömungen und Diskurse mit Vorträgen, Interviews und Kommentaren. Stresemann war ein Mann des Dialogs. Dazu will auch die Stresemann-Gesellschaft anregen durch zahlreiche Veröffentlichungen, die wir hier gesammelt publizieren. Sie sind chronologisch geordnet, ohnehin haben sie stets das gleiche, immer variierte Thema: Was Stresemann für uns heute bedeutet.

2018 2017 2013 2010 2009 2007 2002 1993 1983


Stresemann-Ehrenmal vor der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz / K. Werner, 2022

2018

Im Konflikt mit der AfD um die Gründung und Benennung einer AfD-nahen Parteistiftung nimmt Professor Dr. Andreas Rödder im Deutschlandfunk Kultur eindeutig Stellung: „Was ihn immer ausgezeichnet hat, ist Realitätssinn und Kompromissbereitschaft nach innen. …  Das ist die große Bedeutung von Stresemann, und diese Kooperationsfähigkeit und die Bereitschaft, sich auf die Perspektive des anderen einzulassen, das allerdings sehe ich bislang nicht, dass das mit den außenpolitischen Vorstellungen der AfD wirklich zusammenpassen würde.

Ein kurze Grundsatz- und Streitschrift von Professor Dr. Andreas Rödder zu dem Wunsch der AfD, ihre parteinahe Stiftung nach Stresemann zu benennen: „Die Vereinbarung von deutschen Interessen und europäischer Ordnung, nicht einseitiger nationaler Egoismus und ebenso wenig die Auflösung deutscher Interessen in einer „ever closer union“ – das ist das liberale Erbe Stresemanns für Deutschlands Führungsaufgabe in Europa. Es ist sein Vermächtnis für die europapolitischen Debatten, vor denen wir stehen.“

2017

In einem Gastkommentar in der Mainzer Allgemeinen Zeitung „Die AfD als Erbe Stresemanns ?“ setzt sich Professor Dr. Andreas Rödder mit dem nationalliberalen Erbe von Stresemann auseinander: „Deutsche Interessen im Einvernehmen mit dem europäischen Gemeinwohl zu verfolgen – das ist das Vermächtnis Gustav Stresemanns, und es ist für die deutsche Außen- und Europapolitik des Jahres 2018 so aktuell wie eh und je.”

Aber es ist gerade nicht das, was die AfD als „nationalliberales Erbe“ und wie sie deutsche Außenpolitik versteht. Stresemann war schon in der Weimarer Republik den entscheidenden Schritt weiter.“

2013

Professor Dr. Bernhard Kolb verfasst eine kurze Stresemann-Biographie für die Online-Neue Deutsche Biographie, die von der Historischen Kommission herausgegeben wird.

Das Bild S.s (Stresemanns) in der Nachwelt reicht von affirmativer Erinnerungskultur … über Verfemungen   … die Betonung der europ. Perspektive seiner Politik bis hin zum ambivalent-differenzierten Bild der heutigen Forschung.“ Kolb beschreibt Stresemann als „kalkulierenden Real- wie als nationalen Machtpolitiker“.

2010

Professor Dr. Eberhard Jäckel fasst in der Stresemann-Rede 2010 unser Wissen über das 20. Jahrhundert begreiflich zusammen: “Erst im 20. Jahrhundert, dem Zeitalter der Weltkriege, gab es Krisen und Konflikte, an denen Staaten aus allen Erdteilen nicht nur beteiligt waren, sondern aktiv aufeinander einwirkten. … Seitdem ist Weltgeschichte die gemeinsame Geschichte der Welt im Zeichen globaler Interdependenz.

Lässt sich Westerwelle mit Stresemann vergleichen? Eine kühne Frage in einem Interview in SWR 2 anlässlich der ersten Stresemann-Werkstatt. Professor Andreas Rödder fasste die Grundzüge der Stresemannschen Außenpolitik zusammen (Ausgleich und Kompromiss, Balance zwischen internationaler Integration und nationalen Interessen) und hatte Verständnis für einen damals frisch gebackenen Außenminister, der seine Themen gegen Verteidigungsministerium (Afghanistan) und Kanzleramt (Europa- und Finanzenpolitik) noch finden und durchsetzen muss.

2009

In der Stresemann-Rede 2009 warf Professor Dr. Harald Biermann einen Blick auf ein Jahrhundert amerikanischer Außenpolitik und prognostizierte, der gerade gewählte Präsident Barack Obama wird „mehr von den Verbündeten und damit auch von der Bundesrepublik Deutschland verlangen, als dies sein insgesamt gescheiterter Amtsvorgänger getan hat. Dies zumal, da die finanzielle Situation der USA derzeit extrem angespannt ist. Diese ökonomische Bürde mag für einen gewissen Zeitraum zur Mäßigung der amerikanischen Außenpolitik beitragen, dennoch werden die Vereinigten Staaten von Amerika auch unter Präsident Obama ihrem „ostensiblen Missionsauftrag an die Menschheit“ treu bleiben.“ Das war ein Blick in die Zukunft also, die heute schon wieder Geschichte ist.

Professor Dr. Heinz Duchhardt, ehemaliger Direktor des Leibniz-Institutes für Europäische Geschichte in Mainz und Präsident der Stresemann-Gesellschaft von 2002 – 2008, ging der Frage nach, warum es in Mainz ein Stresemann-Denkmal gibt, obwohl der Nobelpreisträger keine biografischen Beziehungen zur Stadt hat, und was das alles mit einer Automobil-Sternfahrt zu tun hat.

2007

Vor 80 Jahren würdigte das Nobelpreiskomitee Gustav Stresemann mit dem Friedensnobelpreis – gemeinsam mit Aristide Briand und Austen Chamberlain. Dieses Ereignis markierte einen vorläufigen Höhepunkt der deutsch-französischen Verständigung, die 1926 mit einer Motorbootsfahrt begonnen hatte. In diskreter Einsamkeit, in einem kleinen Landgasthof im französischen Toiry, legten der französische Außenminister Briand und der deutsche Außenminister Stresemann den Grundstein für ein unerwartetes Verständigungsprojekt.

Professor Dr. Andreas Rödder sprach anlässlich einer Feier des Jahrestages im Auswärtigen Amt in Berlin über „Revisionismus und Verständigung – Gustav Stresemann und die deutsche Außenpolitik im 20. Jahrhundert“ .

Professor Dr. Jürgen D. Kruse-Jarres ist Mediziner und Biograf seiner eigenen Familien-Geschichte. Sein Buch „Karl Jarres. Ein bewegtes Politikerleben – vom Kaiserreich zur Bundesrepublik“ war gerade 2006 erschienen, da lud ihn die Stresemann-Gesellschaft zum Festvortrag. Kruse-Jarres zeichnete den politischen Werdegang von Karl Jarres nach. Nachfolger von Friedrich Ebert wollte er werden, der als Oberbürgermeister von Duisburg die Stadt geschickt durch viele Stürme der zwanziger Jahre gelenkt hatte. Doch es kam anders, und diesen Lebensweg zeichnete Kruse-Jarres im September 2007 nach.

Kurz nach dem 50-jährigen Bestehen der Stresemann-Gesellschaft fasste Professor Dr. Heinz Duchhardt deren Geschichte zusammen. Professor Duchhardt, ehemaliger Direktor des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte und Präsident der Stresemann-Gesellschaft ging auch der Frage nach, warum die Stresemann-Gesellschaft in Mainz gegründet wurde.

2002

Die Gustav-Stresemann-Wirtschaftsschule ist Mitglied der Gesellschaft. Das Foyer der Schule erhielt im Mai 2002 eine Raum-Installation, die Leben und Werk des Namensgebers der Schulöffentlichkeit näherbringen soll. Die Künstlerinnen Judith Thelen und Julia Brech wollten mit Typografien und Collagen seine Visionen, Gedanken und Menschlichkeit in Zitaten sichtbar machen. Eine Broschüre erinnert an den Tag der Einweihung.

1993

Im gerade wiedervereinigten Deutschland lud die Stresemann-Gesellschaft 1993 zu einer Tagung mit einem Vortrag von Dr. Hanna-Renate Laurien (CDU) ehemals Kultusministerin in Rheinland-Pfalz, 1991 – 1995 Präsidentin des Abgeordnetenhauses in Berlin. „Er (Stresemann) versuchte, aus Überzeugung Tun werden zu lassen und dabei auch über eigene Vorbehalte zu springen“ formulierte sie.”

1983

Die Bundeshauptstadt war noch Bonn, und Professor Peter Krüger, Mitherausgeber der „Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918 – 1945“, sprach bei einer Veranstaltung der Stresemann-Gesellschaft in Bonn über das komplexe Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich in der Weimarer Republik als Vorgeschichte der europäischen Verständigung.