Der Franzose denkt an Sauerkraut – der Deutsche an Revolution?
Käfer oder Ente – wie unterschiedlich nahmen Deutsche und Franzosen in den 60er Jahren gegenseitige Stereotypen wahr? Dies ist ein Beispiel von insgesamt zwölf Dissertationsprojekten, die 28 Historikerinnen und Historiker von vier Hochschulen im Dezember 2021 im Festsaal der Mainzer Staatskanzlei im Rahmen der sechsten Stresemann-Werkstatt diskutierten. Sie trafen sich zum Austausch über Arbeiten wie „Kollaborationsprozesse in Norwegen“, „deutsche Weltpolitik und amerikanischer „Weltpolizist“. Das Programm bot den Teilnehmenden eine auch prominent besetzte Diskussionsrunde für ihre wissenschaftlichen Projekte. Die Tagung, die von Bastian Knautz organisiert wurde, führte eine etablierte Reihe der deutsch-französischen Doktorandenkolloquien der vier Lehrstühle erfolgreich fort. Ein kulturell-kulinarisches Rahmenprogramm ergänzte das dreitägige Treffen.
Dissertationen im „Lackmustest“
Der Arbeitsbereich Neueste Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter Leitung von Professor Dr. Andreas Rödder hatte Promovierende aus Paris (Sorbonne), Berlin/München (Institut für Zeitgeschichte) und Bonn (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität) eingeladen. Im anregenden Ambiente des Festsaals der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz in Mainz wurden in sechs Sektionen zwölf Dissertationsprojekte präsentiert. In einer kollegialen und konstruktiven Arbeitsatmosphäre unterzogen die Autorinnen und Autoren ihre Arbeiten sozusagen einem „geschichtswissenschaftlichen Lackmustest“.
Einige Forschungsarbeiten befanden sich noch im Anfangsstadium, sodass die Vortragenden sich Impulse für anstehende konzeptionelle Weichenstellungen erhofften. Andere Projekte standen kurz vor dem Abschluss, und die Diskussion in Mainz stellte einen letzten Gradmesser vor der Publikation dar. Dabei überzeugte die Vielfalt der methodischen und thematischen Ansätze. Die binationale Zusammensetzung der Teilnehmerschaft regte zur Perspektiverweiterung an. Dieses Diskussionsformat möchte auch die „nationale Brille“ der Studien hinterfragen.
Herausforderungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Im Rahmen einer ergänzenden Workshop-Session wurden in Kleingruppen grundlegende Herausforderungen diskutiert, von denen die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Frankreich und Deutschland berichteten. In vertrauensvollen und von den Teilnehmenden als ausgesprochen fruchtbar wahrgenommenen Gesprächen ergaben sich Lösungsansätze und Bewältigungsstrategien. Das kulturell-kulinarische Begleitprogramm bot die Möglichkeit zum vertiefenden Austausch in einer ungezwungenen Atmosphäre und rundete die Tagung ab. Die Deutsch-Französische Hochschule unterstützte das Projekt finanziell und die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz bot die Räumlichkeiten und den Support vor Ort.